Blackout
Der Frühling hat endlich in seiner bunten Lebendigkeit Einzug gehalten. Wem das zuviel des Guten ist, der kann sich ab heute ins minimalistische schwarzecafé ins Löwenbräu-Areal in Zürich zurückziehen.
Text + Fotos Vernissage: Anna Valentiny – 11.5.2016
(K)eine Ewigkeit in Wien
Seit seinem Studienbeginn im Jahr 1977 ist die Akademie der bildenden Künste in Wien ein Fixpunkt für Heimo Zobernig. Der gebürtige Kärntner lehrt seit 16 Jahren Bildhauerei an der Kunstschule. Sein eigenes Schaffen kreist um den multimedialen Raum – zwischen Skulptur, Malerei und Video. Auch in seiner Lehre vermittelt er ein Verständnis von Skulptur, das sich vollständig von dauerhaften Materialien löst und sich stattdessen mit dem Vergänglichen befasst.
Eine «nüchterne, transzendenzlose Sicht auf die Welt» (Zobernig) verkörpern sämtliche Arbeiten des Künstlers. Sie entstehen kosntruktiv aus sehr profanen Materialien wie Pappe oder Styropor. So adressiert Zobernigs die Frage nach Wert und Objekthaftigkeit von Kunst, während es finale Wahrheiten ablehnt. Zobernigs Malereien hingegen lassen an die Zürcher Schule der Konkreten um Max Bill denken. Der Künstler hat auch einige architektonische Interventionen gestaltet. Seine Kommunikationsräume setzten sich mit der Beziehung zwischen Betrachter und Objekt auseinander. In diesem Kontext sind auch die von ihm gestalteten Beiträge auf der documenta in Kassel oder zuletzt auf der Kunstbiennale in Venedig zu lesen.
Black Cube
Die Ausstellungstätigkeit Heimo Zobernigs reicht von mehrfachen Teilnahmen an grossen Veranstaltungen wie der Biennale di Venezia (1988 und 2001), der documenta in Kassel (1992 & 1997) bis hin zu umfangreichen Einzelausstellungen. Anlässlich der 56. Ausgabe der Biennale in Venedig «All the world's futures» hat er den Österreichischen Pavillon bespielt. In seiner Auseinandersetzung mit dem 1934 nach den Plänen von Josef Hoffmann und Robert Kramreiter realisierten Ausstellungsraum ging der Künstler auf die vorgefundene architektonische Struktur ein. Zobernig reagierte mit radikaler Reduktion, wo er Stile vorfand. Er verkleidete den Inneraum zu einem einheitlichen Gefüge, indem er die unterschiedlichen Niveaus zu einer durchgehenden Ebene planierte, sowie Rundbögen hinter vorstellten Wänden und abgehängten Decken verschwinden liess. Einheitlich schwarz/weiss gefärbt, liess er stellenweise einen Black Cube entstehen, der als monolithischer Körper einen Ort der Ruhe schuf.
Die Verhüllung des Hoffmann Baus ist jedoch nicht als Ablehnung zu begreifen. Zobernig selbst war 2003 künstlerischer Gestalter der Ausstellung Der Preis der Schönheit zum 100-jährigen Geburtstag der Wiener Werkstätte. In Venedig forderte er vielmehr – ganz im Geiste der Sezessionisten – dazu auf, mit Traditionen zu brechen und eine neuen Ausrichtung für die Biennale jenseits des Spektakels zu suchen.
Ausufernde schwarze Flächen
Seinen nächsten Auftritt wird Heimo Zobernig im Rahmen der vom 11. Juni bis zum 18. September in Zürich stattfindenden Manifesta haben. Die auf dem Areal des ehemaligen Löwenbräus liegende LUMA Stiftung wird bereits heute das schwarzecafé einweihen. Zobernigs Entwurf funktioniert als eine grossräumige Installation und spielt erneut mit der Relation zwischen Kunst und Architektur. So wird das neue Café Raum für Ausstellungen und zahlreichen Events wie Screenings oder Vorträge bieten. Darüber hinaus soll es als Leseraum für die Bibliothek des Kunsthauses Zürich genutzt werden. Die erste Ausstellung im schwarzencafé mit dem Titel HOME entsteht in Zusammenarbeit mit dem gta und wird ab dem 11. Juni unter anderem Werke von Morag Keil, Georgie Nettell, Sam Pulitzer, Emily Sundblad, Frances Stark und Phillip Zach zeigen.
Um 18 Uhr wird heute Architekt und Autor Mark Wigley eine Einführung halten. Wahrscheinlich wird er dabei auf seine Publikation White Walls, Designer Dresses. The Fashioning of Modern Architecture Bezug nehmen? Danach wird der Raum von Florian Heckers akustisch bespielt. Der Eintritt ist kostenlos.