«Wenn wir mit Dingen sprechen könnten, was sagen wir dann?»
Die neue Ausgabe der manege für architektur ist da!
Sie ist laut, sie ist dicht, sie ist progressiv: Die zweite Ausgabe der manege für architektur ist ab jetzt im Handel. Wie auch schon das erste Heft mit dem Titel «Generationen» ist das Thema der aktuellen Ausgabe griffig und aktuell. Es geht um «Automationen» und damit um das Verflechten des Digitalen mit der Architektur und dem architektonischen Entwurf.
Text: Nicole Müller, 29. Juni 2022
Wir stehen an der Schwelle zu einem allgegenwärtigen Zusammenleben mit Technik und Maschinen. Forschungen und Förderprogramme bereiten im Hintergrund den Weg für «eine umfassende digitale Durchdringung unserer post-pandemischen Lebensrealität»1. Doch sind wir für eine vollständige Verzahnung entsprechend gerüstet? Noch erfolgt die Integration des Digitalen in den architektonischen Entwurf in einer schlicht rudimentären Form. Begrifflichkeiten, wie «Smart Home» oder «BIM» hören sich zwar durchaus smart an, erfassen die derzeitigen Möglichkeiten aber nur bedingt. Der Nutzen der Technik für die Architektur ist irgendwo zwischen fotorealistischen Renderings und primitiver Hausautomatisierung hängen geblieben. Filme wie 1999 A.D. aus dem Jahr 1967 zeigen, dass sich unsere Auffassung vom alltäglichen Nutzen der Technik seit Jahrzenten nicht nennenswert verändert hat.
Es braucht eine «digitale Mündigkeit», so Hannes Mayer als Mitverfasser des Hefts. Herausforderungen unserer Zeit seien eine bessere Vermittlung technischer Prozesse sowie das Schaffen eines Bewusstseins für die Aufgaben und Notwendigkeiten, die mit der rasanten Entwicklung einhergehen. Nur so kann sich aus der derzeitigen Interaktion mit Computern ein echtes Zusammenleben entwickeln. Dessen Ausformulierung darf nicht den Technik-Profis überlassen werden, sondern ist ebenso die Aufgabe von Kreativen jeder Couleur.2
Als Gestaltungsgrundlage dienen Beiträge zu 3D-Druck und digitalem Holzbau genauso wie philosophische Inputs. Der Aufforderung zur Gestaltung wird die Zeitschrift in ihrem gesamten Umfang gerecht. Bunt und laut unterstreicht die grafische Erscheinung, verantwortet von cyan Berlin, den kreativen Aspekt des Technischen – Freude am Lesen ist vorprogrammiert. Der Anspruch der Aufklärung ist zwar durchaus passioniert, jedenfalls dem erweiterten Bewusstseinshorizont der Autorin macht sich die Zeitschrift bereits verdient.
Aus jüngster Vergangenheit weiss auch die Redaktion der archithese, dass es in der Nische der Architekturpublizistik ruppig zugehen kann. Unabhängige Zeitschriften sind rar geworden, die verbliebenen haben mit hohen finanziellen Hürden zu kämpfen. Damit wir in baldiger Zukunft auch eine dritte Ausgabe der manege in unseren Händen halten können – zwar mit Blick auf den andauernden Krieg und die fortschreitende Zerstörung in der Ukraine nicht wie angedacht über das Thema des Humors in der Architektur, dafür aber sicherlich ebenso frisch und ehrgeizig – braucht die Zeitschrift Eure Unterstützung. Über folgenden Link können geneigte Leser*innen einen eigenen Beitrag zu Folge-Ausgaben leisten und damit für unabhängige Architekturkritik eintreten.
1 Hannes Mayer, «Automationen. Architektonische Intelligenz in den 2020-Jahren», in: manege für architektur, S. 1
2 Robert Twomey, «Häuslich, allgegenwärtig, smart», in: manege für architektur, S. 17.
> Weitere Informationen zu manege für architektur und zum Heft findet Ihr hier!
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> Über Schwierigkeiten der Digitalisierung in der Architektur schrieb Manuel Pestalozzi.