Agenda zum Handeln
Vormals Aushängeschilder und Orte mit hoher Anziehungskraft, geraten Immobilien in den Zentren zunehmend unter Druck. Leerstehende Flächen und Gebäude – bislang Kennzeichen für schrumpfende, nicht nachgefragte Orte – machen sich nun auch in attraktiven und florierenden Städten breit. Dies bietet jedoch auch einmalige Chancen.
Die Stadt wurde in den letzten Jahrzehnten auf eine ökonomische Infrastruktur reduziert, zum Ort des Konsums und der Dienstleistung in allen Bereichen. Zeitgleich entwickelten sich die Bürger*innen zu passiven und instrumentalisierten Konsumierenden. Entleert zeigt sich die Stadt durch mangelnde Diversität, die eigentlich ihr Grundmerkmal sein sollte. Der Fokus auf den Konsum führte zu einem generischen Bild unseres Stadtraumes – überall finden sich die immer gleichen globalen Marken. Unabhängig vom Ort stellt sich eine Uniformität des Angebots ein. Entleert zeigt sich die Stadt aber auch im räumlichen Bestand: So schliessen nicht nur traditionsreiche und lokale Identifikationsträger*innen ihre Geschäfte, sondern auch viele Filialist*innen.
Angesichts der enormen Herausforderungen, vor denen die Weltgesellschaft gegenwärtig steht, müssen wir die Frage nach unserer Aufmerksamkeit, unserer Empathie und unseres Engagements heute und nicht morgen stellen. Dazu kann der zunehmende Leerstand in den Innenstädten auch als Potenzial angesehen werden. Was hiesse es, wenn neben Freiräumen radikal öffentliche Gebäude in die Stadtstruktur integriert würden? Wenn das Aushandeln und Verhandeln von Wissen den Handel von Waren ersetzte? In ihrem Beitrag für die aktuelle Ausgabe Anders Nutzen begreift Martina Baum die aktuellen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt als Chance der Rückgewinnung zentraler Lagen durch die Stadtgesellschaft. Hierzu stellt sie ihren Forschungsansatz mit dem Titel Täglich vor: ein Ort der Interaktion, des sozialen Diskurses und der Produktion von Stadt.
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> Über die Stadtentwicklung Zürichs zur polyzentralen Stadt durch mehrere Quartierszentren schrieb Anne-Dorothée Herbort hier.
> Auch die Erweiterung des Kunstmuseums in Zürich sollte teilweise als öffentlicher Raum funktionieren. Über den Neubau sprach Jørg Himmelreich 2020 mit David Chipperfield.